Ein Märchen …


und die Realität – erfuhr und las ich kürzlich bei einem Besuch in Lohr am Main 🙂
Im Jahr 1986 entdeckte der Lohrer Apotheker und Historiker Dr. Karlheinz Bartels, dass im Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ einige Parallelen zu Lohr und seiner Stadtgeschichte zu finden sind. Daraufhin stellte er nach intensiven Recherchen die These auf, dass, falls es ein historisches Vorbild für Schneewittchen gab, diese eine Lohrerin gewesen sein muss.
Laut Dr. Bartels ist Freifräulein Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal, geboren 1725 im Lohrer Schloss, das historische Vorbild für Schneewittchen.
Maria Sophia wuchs nicht weit von Lohr am Main im Kurmainzischen Schloss in Tauberbischofsheim auf. Ihrem Vater unterstand eine Spiegelmanufaktur. Als sie 18 Jahre alt war, heiratete er seine zweite Frau, die als herrschsüchtig und ungerecht galt. Maria Sophias Heimat liegt im Spessart, einem „wilden Wald“.
Von dort führt der Höhenweg „Wieser Straße“ über sieben Berge.

In der Region arbeiteten früher Kleinwüchsige im Bergbau, als Schutz vor Steinschlag trugen sie kapuzenähnliche Gewänder. Den Glassarg und die eisernen Pantoffel deutete Bartels als Hinweis auf die Tradition der Glashütten und Eisenhämmer in der Region.
Lohr am Main bezeichnet sich inzwischen als „Schneewittchenstadt“.

50 Gedanken zu “Ein Märchen …

      • Die Geschichte der Stiefmütter war durch die höhere Frauensterblichkeit in den früheren Jahrhunderten Alltagsgeschichte, und dass besonders kleine Menschen im Bergbau ihre Nische eingeräumt bekommen haben, kann ich mir auch als allgemeingültig für Gegenden mit irgendeiner Art von Bergbau vorstellen, Kinder waren ja auch dabei, bis ins 19. Jh., genauso wie jeder Kaminkehrer seine „Kaminjungen“ hatte, die dort durchklettern mussten, wo ein Mann nicht hinkam. Die von den Brüdern Grimm zusammengetragenen Märchen wurden von ihnen vielfach aus mehreren Versionen zusammengezogen und bereinigt von Dingen, die dem herrschenden bürgerlichen Geschmack unangenehm waren, nachdem sie sich von den aufregenden von Erwachsenen-Spinnstubenerzählungen zum moralerzieherischen Mittel für die Kinderzimmer wandeln sollten.

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  1. Hallo Hanne,
    da hat sich der Herr Bartels aber viel Mühe gemacht um diese These aufzustellen. So hat Mohr am Main jetzt wenigstens ein Alleinstellungsmerkmal das sich werblich nutzen lässt.

    Vergiss nicht die Uhr umzustellen!!

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Harald

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    • Hallo Harald,
      er hatte zumindest eine gute Idee und sie dann auch irgendwie zum positiven für diese Stadt umgesetzt.
      Die Uhren stellen sich bei mir automatisch um und Hauptsache ich bin morgens ausgeschlafen.
      Liebe Grüße auch an dich und hab noch einen schönen Tag

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  2. Liebe Hanne,
    ich denke ja, man sollte Märchen nicht allzu genau unter die Lupe nehmen, dann verlieren sie ja ihr märchenhaftes, gell. Aber wenn es der Stadt gut tut, warum nicht. Wenn man nur gründlich genug sucht, wird man immer irgendwie „fündig“.
    Auf den Spuren von Schneewittchen zu wandeln, macht eben mehr Freude.
    Angenehmen Sonntag und lieben Gruß
    moni

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    • Genau so ist es, liebe Moni. Wobei diese Theorie bzw Vermutung schon sehr Interessant ist und dieses Freifräulein Maria später in meinem Geburtsort Bamberg bei dem Orden der Englischen Fräulein aufwuchs, was zur Zeit durch das Auffinden ihres Grabsteines in den Medien Schlagzeilen macht.
      Schneewittchen sowie auch alle anderen Märchen der Brüder Grimm las ich mit großer Begeisterung als Kind und an der Faszination sowie die Fantasie dabei schweifen lassen, ändern solche Vermutungen oder auch „Vermarktungen“ zum Glück nichts bei mir. 🙂
      Dankeschön und hab such du einen schönen, hoffentlich auch noch sonnigen Tag ☀️🍀❤️💖

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      • Wichtiger denn je, denke ich 💖🌼❤️ und empfinde es als schreckliche Entwicklung, wie u.a. auch einst so schöne und wenn auch bissl harte so zumindest lehrreiche Märchen mit denen ich aufwuchs und die ich liebte, inzwischen dermaßen verunglimpft, als unmenschlich oder brutal herabgestuft verpönt werden.
        Ja, Geld regiert inzwischen längst die Welt und echte Werte werden entweder verdreht dargestellt oder ganz ignoriert, was wirklich beängstigend ist.

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    • Alles Bestens, lieber Klaus. Bin gut in die Woche gekommen, nun werden endlich die vielen Äpfel vom Baum verarbeitet und dann mal sehen was so alles noch an hoffentlich schönem ansteht. 😉

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  3. Das ist ja richtig spannend zu lesen – danke dass du uns an deinem Erlebnis teilhaben lässt. Diese Informationen zum Märchen kannte ich noch nicht, aber die Geschichte gefällt mir 🙂

    Hab einen schönen Tag, liebe Hanne. Liebe Grüßle von mir ❤

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    • Das freut mich und auch ich kannte diese kleine Geschichte bisher nicht, obwohl dieses Örtchen gar nicht weit von uns entfernt liegt.
      Dankeschön und hab auch du einen schönen, hoffentlich sonnigen Tag mit vielen glücklichen Momenten, liebe Christel 💖🍀

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    • Gestern gewann der BVB haushoch und ich hoffe, wünsche dir sehr, dass deine Mannschaft es genau so gut macht, lieber Klaus. 🍀⚽
      Dankeschön, hab auch du einen schönen Tag und komm gut in die Woche 🌼🍀

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  4. Hallo Hanne
    Hier die bittere Wahrheit:

    1. Im Schneewittchen Märchen starb die Mutter nach der Geburt.
    — Im Lohrer Märchen NICHT.
    Die Mutter starb 1738, als Maria Sophia von Erthal 13 Jahre alt war.

    2. Im Schneewittchen Märchen nahm sich der Vater, 1 Jahr nach der Geburt von Schneewittchen, eine 2. Frau.
    — Im Lohrer Märchen NICHT.
    Philipp Christoph von Erthal heiratete seine 2. Frau, 18 Jahre nach der Geburt von Maria Sophia, im Jahr 1743 in Augsburg. Er lebte mit ihr im Erthaler Hof in Mainz, nicht in Lohr.

    3. Im Schneewittchen Märchen heiratete Schneewittchen einen Königssohn.
    — Im Lohrer Märchen NICHT.
    Maria Sophia war infolge einer Pockenerkrankung seit früher Kindheit blind und bis zu Ihrem Lebensende ledig. Sie starb 1796 im Institut der englischen Fräulein in Bamberg.

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    • Hallo Klaus,
      vielen Dank für diesen sehr ausführlich erklärenden Kommentar zum Märchen kontra Realität.
      In meinem Beitrag ist nur in Kurzfassung zu lesen, was auch auf einem Merkblatt dazu stand, das ich von unserem Besuch in Lohr mitgebracht hab. Dieses schöne Märchen gibt es längst mit unterschiedlichen Auslegungen und ich hab es schon als Kind so wie es damals zu lesen war geliebt, weshalb ich es auch nicht mit der bitteren Wahrheit in Verbindung bringen möchte. 😉

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