Schnee von gestern

oder richtiger, Schnee für zwei Tage Anfang letzte Woche 😉
Ein Sprichwort sagt:
Aus dem Schnee von gestern
lässt sich kein Schneemann mehr bauen.
Der Schneemann auf der Straße
trägt einen weißen Rock,
hat eine rote Nase
und einen dicken Stock.

Er rührt sich nicht vom Flecke,
auch wenn es stürmt und schneit.
Stumm steht er an der Ecke
zur kalten Winterzeit.

Doch tropft es von den Dächern
im ersten Sonnenschein,
da fängt er an zu laufen,
und niemand holt ihn ein.

(Robert Reinick 1805-1852)

in der Jugend

ist man eine mittelalterliche Feste mit geheimnisvollen Winkeln,
Burgverliesen, versteckten Gängen, Wällen und Gräben.
Später wird man ein moderner Palast, vergoldet, elegant und reich,
der sich nur Auserwählten öffnet.
Zuletzt ist man eine weite Halle, die aller Welt offen steht,
und die ein Markt ist, oder ein Museum, oder ein Dom, oder ein Friedhof.
(Carmen Sylva, Königin und Schriftstellerin 1843-1916)
Wenn es zu heiß wird, sucht man nach kühlen Gemäuern,
was auch einer von vielen Gründen für mich war
die Stadt und Burg Abenberg zu besuchen.
Die Mittelalterburg der Romantiker
Die Burg Abenberg steht über dem gleichnamigen mittelfränkischen Städtchen Abenberg im bayerischen Landkreis Roth.
Die Höhenburg wird gelegentlich als die Krone des Rangaues bezeichnet.
Die Statue von Wolfram von Eschenbach ziert die Burgmauer
Musik verbindet Menschen und Zeiten.
In diesem Jahr dreht sich im Museum auf Burg Abenberg alles rund um Musik.
„Von der Minne bis zum Rock“ heißt die klangvolle Ausstellung,
die zu einer Zeitreise ins Mittelalter genauso einlädt
wie zu rockigen Klängen des Feuertanzfestivals.
Das in diesem 20. Jubiläumsjahr wegen Corona aber leider nicht stattfinden konnte.

Manchmal muss man Musik einfach ganz laut drehen,
damit die Gedanken im Kopf leiser werden.
Cover vom Coppelius Studioalbum „Zinnober“
der Sänger von Coppelius betätigte sich als Maler.
Das Klöppelmuseum Abenberg zeigt,
wie und warum gerade in Abenberg Klöppelspitze hergestellt wurde.
Das Haus fränkischer Geschichte
lädt zu einer spannenden Zeitreise durch Franken ein.
Diese liebevolle Memo hing an der Pinnwand für Besucher von Besuchern …

die Vorstellung

bestimmt unser Verhalten 😉
Sie stänkerte. Dennoch habe ich sie –
Weil sie käuflich war – gekauft.
Und habe, vielleicht aus Ironie,
Sie „Mucker“ getauft.

Ich riss ihr gierig mit rauher Hand
Die einzelnen Kleider herunter,
Zunächst ein leichtes Flittergewand,
Dann anderen, gröberen Plunder.

Und Rock und Röckchen nach Röckchen fiel
Herab. Ich riss und zerfetzte
Mit Wollust. Ich wollte – das war mein Ziel –
Das Nackte, das Wahre, das Letzte.

Doch immer, wenn ich das rosige Glück
Der Nacktheit zu schauen vermeinte,
Kam wieder noch irgend ein Kleidungsstück.
Ich wütete weiter, ich weinte.

Doch als ich sie völlig enthemdet
Hatte, blieb nichts, restlos nichts.
Und in dieses Nichts bohrt befremdet
Der Stachel meines Gedichts.

Jedoch erübrigt sich jede Kritik,
jeder Kommentar,
Weil die, von der ich hier rede,
Eine Zwiebel war.
(„Lustmord“ von Joachim Ringelnatz)