wie langsam du gehst,
sofern du nicht stehen bleibst.
(Sprichwort aus China)
Da war mal eine Schnecke.
Die hatte sich, von der Welt enttäuscht, in ihr Schneckenhaus zurückgezogen.
Sie sah nur die dunklen Wolken, den Donner und den Blitz
und die trüben Regentage.
Sie sah nur den Sturm und die drohende Flut,
und niemand war wirklich freundlich zu ihr.
So lebte sie Tag für Tag.
Immer dunkler werden ihre Gedanken, und die Bilder in ihrem Kopf,
bis sie nur noch Schwarz sehen konnte.
Da kam ein Schneckerich vorbei.
Der wollte sich enttäuscht in sein Haus verkriechen.
Er schimpfte über die düsteren Wolken,
Donner und Blitz und die endlosen Regentage.
Er klagte über den Sturm die Flut und dass
wirklich keiner mehr freundlich sei.
Als nun die Schnecke ihre eigenen Gedanken hörte
erschrak sie und sah sich wie in einem Spiegel.
Er wird ein Schwarzseher und sich für immer zurückziehen.
Ich muss ihn aufmuntern.
Sie streckte den Kopf hinaus und versuchte ihn zu trösten:
Die Wolken werden sich verziehen.
Auf das Gewitter folgt Sonnenschein.
Und wieviel heller strahlt ein neuer Tag
nach endlos trüben Regentagen.
Der Sturm lässt nach. Es ruht die Flut.
Komm doch heraus.
ALLES WIRD GUT!
Der Schneckerich schaute aus dem Haus
und erzählte der Schnecke von seinem Kummer.
Die nahm sich Zeit, hörte gut zu und sagte:
Schau nicht ins Dunkel, da ist doch Licht!
Doch Du musst es wollen, sonst siehst Du es nicht.
Wenn Deine Gedanken nur Dunkelheit sehen, Bilder entstehen.
Erst, wenn Dein Blick im Hellen ruht, erhellt sich Dein Sinn
und ALLES WIRD GUT!
Je länger die Schnecke sprach, umso zufriedener wurde sie,
und dem Schneckerich ging es auch schon besser.
So trauten sich beide immer weiter heraus.
Es war ein strahlend blauer Tag.
Die Vögel sangen. Eine letzte, dunkle Wolke schwebt davon.
Beide waren vollends aus dem Häuschen.

… und wenn sich wieder mal einer enttäuscht zurückziehen will,
dann erzähl ihm diese Geschichte!
(Aus: Alles wird gut von Friedel Schmidt/© 1999 Lappan Verlag GmbH)