Zeit des Wortes …

Ist die Zeit des Wortes und des Redens vorbei?  🙄

Ein Artikel in unserer Tageszeitung von Julia Illner,
Pfarrerin in Eckental-Fort und Leitung von BildungEvangelisch Erlangen,
fesselte mich beim lesen so sehr, dass ich diese Zeilen
gerne hier mit Euch allen teilen möchte…
– Am Anfang war das Wort –
„Jetzt muss man miteinander reden, das erhoffte ich mir“,
so sagte eine russische Passantin im Radio-Interview,
als die Truppen an der ukrainischen Grenze zusammengezogen wurden.
Doch wenige Tag später flogen die Raketen und rollten Panzer.
Die Zeit des Redens scheint in der Ukraine vorbei zu sein.
Waffengewalt schafft neue Realitäten, Bittere Realitäten,
wie man sie sich noch vor Kurzem nicht hätte vorstellen mögen.
Kann man angesichts dessen noch Hoffnungen auf Worte setzen?
Die Zeit des Redens – Ist sie nicht auch bei uns schon vorbei?
Zwar werden viele Worte gemacht.
Nahezu überall wird wortreich bewertet, geurteilt und verurteilt:
In den sozialen Netzwerken, auf der Straße
und vielleicht sogar am eigenen Kaffeetisch.
Aber wird miteinander geredet?
„Bitte antworten sie mir nicht“, hieß es in einer Zuschrift,
die ich vor einiger Zeit erhalten habe.
Ein Dialog, ein Meinungsaustausch war nicht mehr gefragt.
Keine Begegnung auf Augenhöhe, keine Verständigung.
Worte suchen für ein Gespräch?
Was soll das bringen –
wenn sich jeder seiner Meinung längst sicher ist,
überzeugt von seiner eigenen Wahrheit.
Wenn die andere Seite immer die ist, die lügt.
Dann ist doch jedes Wort verschwendet.
Welche Chance können Worte da noch haben?
Und doch heißt es im Johannes-Evangelium
„Am Anfang war das Wort“.
Ein Wort, ein einziges Wort, steht am Anfang.
Ein einziges Wort trägt die Kraft einer neuen Schöpfung in sich.
Eine Schöpfung von der es in der Bibel heißt, sie war sehr gut!
Da ist eine Ahnung, dass mit einem Wort alles beginnen kann.
Da ist die Hoffnung, dass ein Wort einen Unterschied machen kann.
Da ist das Vertrauen, dass ein Wort gut sein kann.
Ist die Zeit des Redens vorbei?
Nicht, wenn wir immer wieder Worte suchen.
Worte suchen miteinander, auch gegen allen Augenschein.
Wenn wir nicht müde werden in der Hoffnung.
Hoffnung, weil schon einmal in einem Wort der Anfang war.
Eine solche Hoffnung,
um immer wieder Worte und Begegnungen zu suchen und zu finden,
wünsche ich uns und allen Menschen auf der Welt
von ganzem Herzen… 

39 Gedanken zu “Zeit des Wortes …

  1. Vernünftige Leute nutzen die Chance um miteinander zu reden. Bereits Schiller hat in seinem „Tell“ erkannt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt .“ Es sind nur die Mächtigen die um ihre Macht und ihren Einfluss streiten. Die kleinen Leute hätten lieber Frieden.

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    • Dazu fand ich schon vor längerer Zeit dieses sehr passende Zitat:
      „Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen.“ (Francesco Petrarca)
      So gesehen streiten nicht nur die Mächtigen, sondern auch die kleinen Leute und können nicht in Frieden leben. Was jedoch zur Zeit in der Ukraine passiert ist der totale Wahnsinn, extrem gefährlich und völlig unverständlich…

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      • Leider war und ist das tatsächlich so und es wird so viel darüber geredet sowie auch hin und her geschrieben. Aber mir fällt immer wieder auf, dass sich niemand wirklich für die wahren Hintergründe auch aus der Geschichte interessiert, die u.a. ja dazu führten dass es überhaupt so kommt… Nur wer sich auch interessiert, wirklich versteht – weshalb warum wodurch – kann auch helfen diesen Wahnsinn im Frieden enden zu lassen denke ich.

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      • Ja, hätte man dies alles beachtet und erfüllt, sähe es jetzt anders aus, meine ich. Das ist aber so vielschichtig und umfassend…Gerda schrieb auf ihrem Blog etwas: Henry Kissingers Worte über die Ukraine: Sie müsse frei und selbstbestimmt bleiben. Das müsse Rußland einsehen und sich zurückziehen.

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      • Mein Mann wuchs bis zu seinem 16. Lebensjahr in Oberschlesien auf, was seit dem Krieg zu Polen gehört, besuchte dort auch die Schule und entsprechend ist auch sein Hintergrundwissen bezüglich der Geschichte der Ukraine sowie Russland und es wäre wirklich sehr wichtig dies alles bei Gesprächen zu verstehen, anstatt wie so oft „nur“ auf das schreckliche Geschehen zu reagieren… Gerda ist eine sehr kluge Frau mit jede Menge Wissen auch um die Geschichte dieser Länder und lässt sich zum Glück nicht von den Medien beeinflussen, weshalb sie mit Kissingers Zitat und auch bei ihr kurzlich veröffentlichte ausführliche Äußerung von ihm zum Geschehen was auch ich bei ihr las, so recht hat!

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      • Danke. Kaum erinnern wir uns an die wahren Zusammenhänge der Geschichte, beginnt eine „neue Zeit“ mit neuen „Werten“. Aber auch manches Zugedeckte wird erneut sichtbar für diejenigen, die mehr zu sagen hätten…

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      • Genau auch dieses für mich seltsame Verhalten bereitet mir manchmal Sorge und liegt wahrscheinlich daran, dass bei uns inzwischen zu viele Medien, vor allem auch angeblich „soziale Medien“ zu viel Chaos mit teils auch Fakenews stiften, weshalb niemand mehr weiß was und wem überhaupt noch zu glauben ist.

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      • Einfach glauben kann man vieles nicht, was behauptet wird. So sollten wir uns von den Meldungen weitgehend freizumachen versuchen. Gerade was wahr ist, wird von den Medien oft als „Fake“ bezeichnet.

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  2. Es ist schwierig, wenn man angesichts einer solchen Situation nicht mehr reden kann, wenn nur noch Angst und Entsetzen das Schweigen diktieren.
    Gerade jetzt müssen wir das bzw. die richtigen Worte finden. Worte, die allen Beteiligten die Chance geben, aus ihrer (Angst-)Starre herauszufinden, die hinter den grausamen Handlungen stehen. Worte, die wieder verbinden und neue Brücken schlagen, wo alte zerstört wurden. Worte, die uns wieder zu Menschen werden lassen…
    Suchen wir wieder Worte, die unserem Nächsten zeigen, dass wir ihn anerkennen und dass auch er uns wieder anerkennen kann. Worte, die wieder in ein Lachen münden, statt in Tränen und Leid.
    Danke für Deine Worte.
    👍🙏💚

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  3. Reden – irgendwie hilft es immer. Es fängt ja schon bei uns selbst an.Wie viele Missverständnisse würden bleiben, sich schwer in einem ablegen, wenn nicht geredet wird.
    Und auch wir müssen am Wort bleiben, unsere Möglichkeiten des Redens liegen in der Solidarität.
    Hören wir nie damit auf, Worte aufwachen zu lassen!!!
    Herzlichst, Edith

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    • Reden mit entsprechendem Respekt und Achtung voreinander, also auf Augenhöhe anstatt ist für mich extrem wichtig und würde so manche Missverständnisse aus dem Weg räumen, um Platz für Frieden zu schaffen. Was jedoch nicht jedermanns Interesse und entsprechendes Handeln ist, was dann unweigerlich zu Streit und Schlimmeres führt.
      Ja liebe Edith, hören wir nie damit auf zuversichtliche und den Frieden bringende, unterstützende Worte zu finden!
      Von ganzem Herzen Danke ❤️🌍🕊️🍀

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  4. Daß gerade diese Zeit eine Zeit der Abrechnungen ist, ahnen die wenigstens. Wir ernten jetzt massiv, was wir früher falsch machten und erhalten noch einmal (zum letzten Mal) die Möglichkeit, uns durch Erkenntnis und Umkehr davon freizumachen. Gerade diejenigen, die es jetzt hart trifft, werden darum nun auch besonders viele „himmlische Hilfen“ dafür erhalten, glaube ich.

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    • Wenn alles Reden nicht hilft und manches nur noch verschlimmern würde, bleibt zumindest noch der Rückzug. Was jedoch vor allem in nachbarschaftlicher menschlicher Beziehung ewig unterschwelligen Krieg erzeugen würde… und deshalb hoffe und wünsche auch ich mir so sehr, dass endlich miteinander Reden mit Respekt und Achtung voreinander, den ersehnten Frieden schafft. 🍀🕊️

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      • Ich las vor einiger Zeit über ein fränkisches Dort, in dem sich Großbauern immer wieder an Mädchen vergingen.
        Die Frau, die das als Erwachsene zur Anzeige brachte irgendwann, wurde als Nestbeschmutzerin angesehen. Und ihre Unterstützerinnen im Ort auch.

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      • Auch heutzutage ist das anscheinend noch immer so, dass es Menschen und wie du schreibst ganze Dörfer gibt, die zumindest nach außen hin den Eindruck machen wollen „sauber“ zu sein und deshalb schweigen, sogar Opfer zusätzlich anklagen was eigentlich härter als alles andere geahndet, aufs härteste betraft werden muss!
        Wäre auch ein Thema zum gestrigen Weltfrauentag gewesen.

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      • Nicht nur dich Gerhard und dafür muss man leider auch nicht bis nach Indien schauen, denn auch in unserem Land geschehen unbeschreibliche Verbrechen dieser Art und schlimmer, was ich einfach nicht verstehen, gedanklich nachvollziehen kann.

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